Sie sind hier: Startseite / Berichte / 2020 / 15.01.2020/SW (Harz)

15.01.2020/SW (Harz)

erstellt von Jörg Dummann zuletzt verändert: 23.01.2020 16:05

Wellenflug bis FL200

(S.u.)

Aschersleben: Bericht zum Flug am 15.01.2020

 

Flug am 15.01.20 - Ralf Teichert - Stemme S10-VT D-KLCC:


Eure Wellenankündigung für Mittwoch den 15.01.20 war klasse!
Eigentlich wollte ich die Stemme am Donnerstag den 16.01. nach Berlin Straußberg zu Stemme in die Werft überführen.
Dies ging aber am Mittwoch umso besser. Nur um ein Foto vom Brocken zu machen, habe ich erst noch rechtsherum eine kleine Kurve gemacht.
Dann ging es schnurstracks zum bekannten Einstiegspunkt über Ilsenburg. Dort ging es verlässlich stetig mit 1-2m/sec bis zum oberen Ende des
freigegebenen Fensters auf Flugfläche 200 also über 6.100m nach oben.
Es war am Mittwoch richtig warm, so dass oben nur -20 Grad Temperatur war, eben angenehmer als die -30 Grad sonst in der Höhe.
Oben angekommen hatte ich Langen Information angerufen und um eine Freigabe gebeten, direkt oben aus dem Wellenfenster in Richtung Berlin Schönhagen
abfliegen zu dürfen. Er hat bei Bremen Radar angerufen und dort nachgefragt, positiv :-) !
In der Zwischenzeit sind wir am südlichen Ende des Wellenfensters in Richtung Osten geflogen. So haben wir danach auf Bremen Radar gewechselt und hatten 3000m zum
Abfliegen im Luftraum Charly sowie weitere 2000m direkt auf  Berlin Schönhagen.
Das war ein Supererlebnis, auf der Airlinerfrequenz mit bis zu 330Km/h Groundspeed im Segelflugzeug bei bestem Wetter mitten im Winter ohne Motor nach Berlin zu fliegen.
In den gestaffelten Lufträumen Charley  rund um Berlin durften wir ca. 20 Km vor Schönhagen nur noch 3500ft hoch fliegen. Weil wir doch noch zu hoch waren, mussten sogar
noch 5 Kreise mit ausgefahrenen Klappen machen.
Von dort aus um die Kontrollzone des so lange im Bau befindlichen Berlin Schönefeld herum durften wir nur noch bis 2500ft hoch fliegen.
Dafür haben wir dann den Motor angemacht. Ein unvergesslich schöner Flug :-) !
https://www.onlinecontest.org/olc-3.0/gliding/flightinfo.html?flightId=-1425122861

 


9290 Wellenwolken vom Northeimer Flugplatz aus sichtbar


9294 Wellenwolken von oben sichtbar


9304 und 9306 Magdeburg aus ca. 4500m


9310 Königs Wusterhausen aus ca. 700m

9312 Abschlussfoto in Straußberg

Vielen Dank für Eure Wellenwachmacher-Mails und viele Grüße Ralf Teichert

 

Wellenflug bis FL200

 

Der Anblick des Linsen-Eintopfes um 9 Uhr macht schon richtig Laune:

 

Irgend wann ist man ganz schön hoch:

 

Das Thema mit dem Eis-Beschlag in der Haube ist wieder da :-(

 

 

Kleiner Aufsatz: IR-Beschichtung gegen Beschlag und Vereisung?

Ein wirksames Rezept gegen eine von innen beschlagene bzw. vereisende Haube bei Höhenflügen in eisigen Temperaturen ist leider noch nicht gefunden.

 

Es gibt ein tschechisches "Pronto", welches den inneren eisigen Beschlag bei Höhenflügen angeblich wirksam verhindern soll.

Da es dieses Produkt in Deutschland nicht zu kaufen gibt, habe ich mich auf die Suche nach einer in Deutschland käuflichen Alternative gemacht.

Mit dem Chef-Chemiker einer bekannten, sogar sehr ortsnahen Firma, die diverse Möbel-Pflegeprodukte herstellt, habe ich mich im Firmensitz schon vor zwei Jahren getroffen.

Er gab mir die ausgedruckte! Rezeptur des tschechischen Mitbewerber-Produktes, ebenso zwei Dosen des hauseigenen Alternativ-Mittels sinngemäß mit den Worten "da ist genau dasselbe drin".

Wir diskutierten ausführlich über die zweckentfremdete Verwendung des speziellen Möbel-Pflegemittels als Anti-Eis-Beschlagmittel.

Die antistatische Wirkung des Produktes erschien uns am plausibelsten gegen einen möglichen Beschlag - denn wo wenig Kondensationskeime sitzen und/oder keine statischen Kräfte wirken, da werden umher schwirrende Wassermolekülchen um so weniger andocken.

Seit dem Treffen habe ich das heimische Möbel-Mittel nun einige Male benutzen können.

Außer einem frisch-angenehmen Duft und strahlend sauberer Plexihaube ... hat es dem Augenschein nach leider gar nichts gebracht - eisiger Beschlag bildete sich weiterhin so, wie bei ähnlichen Bedingungen zuvor.

Den Vergleich eine Seite „mit“, die andere „ohne“ den “PB-Staubmeister“ habe ich noch nicht probiert.

Sinnvoll ist eher der Vergleich „Tschechien gegen Deutschland“ rechts/links in einer Haube, die Möglichkeit hat sich bisher noch nicht ergeben. Aussagekräftig ist das dann auch nur bei symmetrischer Sonneneinstrahlung (wird nie so sein!).

Das Pronto aus Lilienthal habe ich übrigens bei Wellenausflügen immer dabei, wenn jemand es auch testen möchte!

Nun ein paar Überlegungen dazu, ob solche Mittel überhaupt etwas bringen können:

Das wird im wesentlichen die Luftfeuchte und die Größe der Temperatur unter dem Gefrierpunkt entscheiden.

Die Physik lässt sich m.E. an dieser Stelle nicht austricksen.

Man kann einem Heliumballon auch nicht durch geschickte Formgebung dazu verleiten, bei Wind schön an einer Stelle zu schweben. Einen Luftentfeuchter bei Nebel draußen zu stellen bringt ebenso nix (gegen den Nebel).

Also wird sich bei tiefen Temperaturen wohl immer ein Beschlag in dem von uns angedünsteten Bereich, ohne ausreichenden Lüftungszug im Kopfbereich bilden, oder?

Zufällig hörte ich in einer Quiz-Sendung, wie man das Beschlagen von Brillengläsern durch eine neue, spezielle Beschichtung verringern kann:

Diese optisch klare Beschichtung aus Gold-Nanopartikeln, eingebettet in Titanoxid, adsorbiert insbesondere IR-Strahlung und führt zu einer permanenten Temperaturerhöhung des Glases gegenüber der umgebenen Luft.

Diese wenigen Grad Unterschied können schon ausreichen, dass das Glas nun deutlich weniger, oder vielleicht gar nicht mehr beschlägt.

Total simples Prinzip, welches in unserer Haube auch funktionieren könnte - und ganz nebenbei: Glotzegucken macht nicht immer blöd!

Direkte Sonneneinstrahlung wird beim IR-adsorbierenden Prinzip natürlich mehr bringen als der Aufenthalt  im Schatten der Lentis.

Wobei, das östlicher Pronto enthält ganz sicher KEIN Gold ;-)

Der Erfahrung nach ist bei schöner Sonneneinstrahlung die Tendenz zur Vereisung immer am geringsten gewesen, da es dann unter dem Deckel logischer Weise am wärmsten wird.

 

Eine getönte Haube ist, was die IR-Adsorption betrifft, bestimmt schon deutlich besser als ein klarer Kunststoff.

Die Eigen-Erwärmung wird aber leider gerade in der äußern Plexischicht am stärksten sein, wo die Temperaturerhöhung am wenigsten bringt (garnix).

An der entscheidenden Innen-Oberflächenschicht kommt logischer Weise am wenigsten der wärmenden Rest-Strahlung an - aber besser als gar nichts.

Der Theorie nach ideal: Eine getönter Folie von innen aufkleben?

 

Vielleicht bewirkt Pronto&Co eine veränderte Form von auskondensiertem Wasserdampf. Diese Tropfen-Sonderform fängt vielleicht mehr IR ein und erwärmt das Wasser gleich wieder, so dass es ohne bemerkt worden zu sein, verdampft.

Ob der Film des tschechischen Prontos vielleicht auch ohne Goldanteil eine relevante IR-Aufheizung an der Innenseite der Haube bewirkt?

Das ist zumindest vorstellbar, die Erwärmung würde bei starker Sonneneinstrahlung um so besser funktionieren.

Wenn dem so ist, und die antistatische Wirkung gar nicht zum Tragen kommt, dann ist die deutsche Version allerdings nur zufällig ähnlich IR-wirksam.

Nach diesen Überlegungen, noch viel eher wirksam vorstellbar ist dagegen die Idee von einem anderen Wellenflieger, der eine Beklebung der Hauben-Innenseite mit einer klaren Folie beschrieben hat.

Die Wirkungsweise dieser Methode (außer fragwürdiger Isolation) konnte ich mir bisher nicht erklären, nun der Versuch:

Zwischen den diversen, nun zusätzlichen optischen Grenzschichten, kann der IR-Anteil des Lichtes sehr wohl "eingefangen" werden und sich als Erwärmung austoben!

Klebeschicht und Folie, da wird eine tatsächliche Schichtdicke aufgebaut, die auch genau an der richtigen Stelle eine Erwärmung frei setzt.

Ein Möbel-Pflegefilm wird dagegen nur ein paar Moleküle dick sein. Wenn das mit den Reflektionen genau passt, kann das IR-Einfangen vielleicht auch funktionieren, genau wie eine Anti-Reflex-Beschichtung (anderer = umgekehrter Sonderfall!).

 

Da es gut zum Thema passt, es gibt doch noch  andere aufzutragende Mittelchen gegen optisch trüben Beschlag.

Warum kann man durch einen Beschlag eigentlich so schlecht hindurchsehen?

Durch Luftfeuchtigkeit kondensiert Wasser auf einer Oberfläche. Viele kleine Tropfen bilden dann eine undurchsichtige Fläche über das Glas hinweg.

Die einzelnen Tropfen bilden auf dem Glas einen sogenannten Kontaktwinkel. Je größer dieser ist, desto mehr wird die Sicht verschleiert.

Mit typischen Antibeschlag-Mitteln verlaufen die Wassertropfen zu einem flachen Film, der Kontaktwinkel ist somit sehr klein.

Man kann das Glas auch mit einem superhydrophilen oder superhydrophoben Material beschichten.

Dadurch wird eine Kondensation nicht verhindert, wie zuvor entsteht ein kontinuierlicher Wasserfilm auf der Oberfläche.

Also:

Derartige Mittelchen oder Beschichtungen verringern die Oberflächenspannung von kondensierenden Wassermolekülen, so dass sich ein klarer Film anstatt streuende Tröpfchen bildet. Dieser Film ist durchsichtig und fließt kontinuierlich ab.

Das kann NUR bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt funktionieren, die eigentliche Kondensation wird NICHT damit unterbunden, das Zeugs funktioniert für uns also nicht.

Egal welche selber aufgetragene Beschichtung, es darf für die Zeit bis zum nächsten Auftrag gar nicht mehr gewischt werden ... .

Und nu, wo Lösung  ???

Tschechen-Pronto habe ich nicht, Folienstücke will ich nicht, Gold-Nanopartikel auftragen kann ich nicht.

Wie wäre es mit von innen aufgetragener Glasmalfarbe im hinteren Bereich ... ;-)

 

Zum Test habe ich aktuell einen Tesastreifen senkrecht in die Haube aufgeklebt, einen ultradünnen Kupferdraht darauf und darüber noch einen Tesastreifen.

Der doppelte Testastreifen brachte ohne Stromdurchfluss keinen erkennbaren Effekt.

Dann quetschen wir mal ein paar Elektronen durch den Draht ... welch selbstgemachtes Wunder - der Beschlag verschwindet, auch in einem erkennbaren Bereich nach hinten.

Beim nächsten Mal mehrere Streifen wie eine Heizbare Heckscheibe aufkleben???

Wie das aussieht -> Würg :-(

Man kann sich also weiterhin Linsenwölkchen in die Haube malen:

Bedenken sind allerdings übertrieben, bei ordentlich geöffneter Lüftung ist immer eine sicherer Durchblick nach draußen möglich.
Bei "voll auf" verschwindet ein angesammelter Eisbeschlag sogar recht schnell wieder.
Das Ziel ist es aber, möglichst ganz OHNE oder bei geringster Lüftung (und damit rauscharm) die ungetrübte Sicht nach draußen genießen zu können.
Denn, bei zweistelligen Minusgraden braucht man keine fühlbare Frischluftzufuhr unter dem Plexideckel - Sommer ist da oben immer weit
entfernt!

 

Ein „Schwarzes Loch?“ und etwas später muß jemand nach Hause.

 

Mit einer Tiefst-Temperatur von minus 17°C war es noch recht warm da oben ;-)

 

Wo manch seltsame Temperaturänderung herkommen kann ich mir nun erklären -> der Sensor sitzt (gerade noch innen) an der Schwerpunktkupplung.

Wenn man nach längerem Langsamflug wieder schneller fliegt, wird aus der Kupplungsöffnung „wärmere“ Luft aus dem Flugzeugrumpf heraus gesaugt: Der Sensor muß ganz nach draußen!

 

War wieder klasse, danke an die DFS :-)

Die Fluahr-Zeit ( = Flugzeit : Fahrzeit) hat fast 1,0 überschritten :-)

 

Ganz vielen großen Dank an Wolfgang & das Ascherslebener Team, DG-Wellenflieger Martin

Artikelaktionen