Nordöstliche Harzkante/SW (Südwest)
erstellt von Florian Bartels
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zuletzt verändert:
14.06.2019 18:34
Nordöstliche Harzkante / 6000m; Pilot: Florian Bartels
- Name
- Florian Bartels
- Datum
- 08.06.2019
- Windrichtung
- SW (Südwest)
- Ort des Wellensteiggebietes
- Nordöstliche Harzkante
- Auslöser
- Harz
- Erreichte Höhe
- 6000m
- Zeit-Bezugssystem
- MESZ
- Höhen-Bezugssystem
- STD
- Weitere Daten
-
Verein: LSG Wolfenbüttel e.V. Flugzeugtyp: DG800B (18m) Startort: Große Wiese Wolfenbüttel, 78m NN Startzeit: 09:07 LT Landeort: Große Wiese Wolfenbüttel, 78m NN Landezeit: 15:02 LT Bodenwindrichtung: SW Bodenwindstärke: 20km/h (geschätzt) Einstieg in die Welle/n: 1) Die erste Welle wurde bereits kurz nach Wiederstart des Motors in Höhe Vienenburg durchflogen 2) Prinzipiell entlang der gesamten Harzkante 3) Linie zw. SZ Schäferstuhl und Schladen Für jedes Wellensystem, Einstieg(e) aus : 1)Eigenstart / 2) Welle 3) Thermik (Nach Abflug vom Harz östlich vom Schäferstuhl auf Höhe Kondensationsniveau) Einstieg(e) in Höhe: 1) 2000m am Harz / 3) ca. 1800m bei Einstieg am Kondensationsniveau Angetroffene Steigwerte: 0,5 – 1,0 - 1,5m/s Kurze Spitzen bis 3m/s Erreichte Höhe(n): 6000m im Brockenlee, 3000m zwischen SZ Schäferstuhl und Schladen (In beiden Fällen Abbruch wg. Luftraumbegrenzung) Ausdehnung des Steiggebietes: 1) Schon Höhe Vienenburg bei zweitem Steigflug mit Motor bis vor Harzkante 2) Im Prinzip entlang der gesamten Harzkante, Nachmittag bildeten sich auch in der vorher wolkenfreien Leelücke Cu, und ich hatte den Eindruck die Welle schwächt sich ab. 3) Linie SZ-Schäferstuhl - Schladen Vermuteter Auslöser: Harz Höhenwindrichtungen; Temperaturen (LX5000): 5600m MSL: 208°/68km/h; -22°C 6000m MSL: 188°(?) /78km/h; -26°C
- Freier Bericht
- 06.06.19: Eigentlich wollte ich am Donnerstag ja nur schauen, ob sich am Wochenende eine SW Hangfluglage ergibt. Aufgrund des vorhergesagten starken Windes schaute ich am Abend mal bei der Zweitages-Wellenvorhersage von meteo.fr. nach und war überrascht das dort eine stabile Welle mit guten Steigwerten prognostiziert wurde. Etwas verunsichert fragte ich beim Wellenexperten Christof an, der mich ermutigte es ruhig zu wagen.
- 07.06.19: Die Prognosen blieben stabil und die Welle sollte sich bis Samstagnachmittag halten. Daraufhin fragte ich bei Aschersleben wg. einer möglichen Aktivierung des Wellenfensters an. Ungläubiges Nachfragen ob dies ein Scherz sei, aber ab 0900LT wäre der Funk besetzt. Dann also doch schon mal zum Platz rausgefahren und das manntragende Gerät mit Sauerstoff ausgestattet, sowie die persönliche Ausrüstung zurechtgelegt.
- 08.06.19: 0700LT auf zum Platz, um die DG aufzurüsten (Das erste Mal alleine, da auch im Verein so Recht keiner an eine Wellenlage glaubte und mitmachen wollte. Das Aufrüsten dauerte dann auch entsprechend lange, so dass ich erst um 0900LT zum Abflugpunkt rollen konnte.). Der Blick zum Himmel stimmte mich allerdings schon während des Aufrüstens nicht sonderlich verheißungsvoll, im bedeckten Himmel waren keinerlei geschliffene Konturen zu erkennen. Ca 20km südlich waren einige Cu zu sehen. Der erste Steigflug auf 1700m MSL war schon recht ruppig und mit starkem Gegenwindvektor versehen. Beim Abgleiten zeigte sich das ich die immer noch vor Vienenburg entlang des Harly Höhenzuges aufgereihten Cu nicht unterhalb der 600m GND Sicherheitshöhe für den Motorstart erreichen konnte, da sich das Fallen auch noch verstärkte. Nach Motorstart und Steigflug bis Vienenburg nahm das Steigen auf über 5m/s zu was in der Höhe nur mit zusätzlichem Aufwind zu erklären ist. Ich entschloss mich aber kein Risiko einzugehen und stieg dank des Wellensteigens rasch weiter bis auf 2300m MSL. An der Harzkante bei Bad Harzburg angekommen hatte ich weiter verlässliches Steigen und näherte mich schnell FL100. In Aschersleben konnte ich noch niemanden erreichen und so drehte ich auf Ostkurs entlang des Lees, um die Wellenlage zu erkunden. Hier zeigte sich am Wolkenbild das sich im Lee keine Cu bildeten (Lee Lücke), jedoch eine deutliche Cu Linie sich von Höhe Goslar bis Aschersleben zog. Dahinter deuteten weitere Aufreihungen quer zum Wind auf weitere Wellenlinien hin. Nach erfolgreicher Kontaktaufnahme mit Aschersleben wurde der Wellensektor bis FL200 freigegeben und ich konnte gleich bei Ballenstedt die FL100 bei bis zu 2m/s Steigen überschreiten. Ich flog wieder zurück Richtung Brockenlee, da sich dort bekanntermaßen die besten Steigwerte ergeben. Ich hielt mich dabei an die Cu Wolkenkante unter mir. Ungewohnt an diesem Aufstieg war, das sich zwischen ca. 4000 und 5000m zeitweise eine gewisse Böigkeit in der sonst laminar strömenden Luft zeigte (Höhenrotor?). In 5000m ging das Steigen allmählich auf 0m/s zurück und ich flog gegen den Wind vor zur Harzkante. Nach kurzem Fallen setzte wieder gutes Steigen ein das mich rasch auf FL200 brachte (War die Cu Kante vielleicht gar nicht die Primär- sondern die Sekundärwelle? Oder hat sich die Steigzone mit der Höhe weiter luvwärts geneigt?). Ein höherer Sektor wurde nicht bewilligt und so musste ich bei knapp 1m/s Steigen selbiges in Fahrt umwandeln … Es war mit -26°C in FL200 zwar ordentlich kalt, ich hatte aber mit einem zweiten Paar Socken, Sportschuhen, langer Jeans, Pullover und Windjacke keinen besonderen Kälteschutz angelegt und nicht gefroren. Die DG Haube hat hier doch Ihre Vorzüge (Solange die Sonne scheint). Bei Flügen mit höheren Außentemperaturen und Winterausrüstung hatte ich das schon anders erlebt. Während der nochmaligen Ost-West Passage im Wellensektor änderte sich das Wolkenbild: Jetzt bildeten sich auch Cu-Aufreihungen in Windrichtung in der vorher wolkenfreien Leelücke. Auch hatte ich den Eindruck das sich das Steigen verschlechterte und nur noch örtlich auftrat. Ich verlies daher die FL100, um weiter Richtung Westen die Lage zu sondieren. Westlich von Goslar kam ich aber auf die Höhe der Cu Tops. Hier war die Bewölkung mit fast 8/8 zu dicht. Ich flog mit Nordkurs auf eine Lücke zu um dort unterhalb der Wolken zu gelangen. Die einsetzende Turbulenz machte deutlich, das ich mich definitiv nicht mehr in der Welle befand! Allerdings fand ich knapp unterhalb der ersten Wolke wieder thermisches (?) Steigen und flog probehalber Richtung Luv unter der Wolke wieder ins Blaue. Das Steigen nahm kurzzeitig auf bis zu 3m/s zu, wurde laminar und ruckzuck stieg ich vor dem Wolkenhang wieder bis auf FL100! Entlang der Wolkenkanten flog ich leeseitig der Lichtenberge und nahm Kurs Richtung Westen – Vielleicht schaffe ich es ja bis zum Ith, um dort noch im Hangflug ein paar Kilometer zu machen? Westlich der Lichtenberge ab des BAB Salzgitter Dreieckes war die CU Bewölkung wieder von größeren Lücken durchsetzt. Ich sank wieder unterhalb der Basis und wurde erneut ordentlich durchgeschüttelt. Es war zwar gute Thermik, aber stark zerrissen und Richtung Ith sah es ziemlich zugezogen aus. Ich wollte kein Risiko eingehen, war zudem schon ziemlich erschöpft und drehte daher kurz hinter dem Segelfluggelände Steinberg/Wesel wieder um Richtung Heimatplatz, was bei dem Rückenwind und der guten Thermik relativ gut zu meistern war. Nachlese: Dies war aus meiner Sicht der beste Harzwellenflug den ich je hatte: Verlässliches Steigen bis auf FL200, Sonne, kein Frieren, keine Gefahr von Erdsichtverlust, Thermik als Alternative. Wieder einmal bestätigte sich die Vorhersage, auch wenn das Wolkenbild nichts von Welle ahnen ließ. Neben dem bekannten Hotspot im Brockenlee hatte ich direkt östlich Ballenstedt am Rande des Wellensektors höhere Steigwerte als sonst im Mittel, werde ich mir für zukünftige Flüge merken und vergleichen. Schade nur, dass ich alleine war und man nicht im Team die Welle ausfliegen konnte. Trotz meiner Anfragen bei den gängigen Facebook Gruppen ergriff kein weiterer Pilot die Gelegenheit.
- Grafik 1: Wellenvorhersage von meteo.fr vom 06.06. für den 08.06.19 0500UTC, 600hPa
- Bild 1 (144-0942LT): Blick Richtung Osten aus Höhe Harzburg, zu erkennen die Leelücke mit der aufgereihten Cu- Wolkenlinie. Darüber zu der Zeit ein mittelhohes Wolkenfeld das später abzog
- Bild 2 (149-1047LT): Blick Richtung Westen auf Wernigerode, wieder mit Leelücke
- Bild 3 (162-1151LT): Blick Richtung Westen auf Wernigerode, die Leelücke ist durch Wolkenstraßen gestört und wird kleiner
- Bild 4 167-1200LT: Blick Richtung Norden, durch die Bildmitte von links nach rechts: SZ-Höhenzug – Oder – Asse – Elm
- Bild 5 174-1204LT: Nochmal Blick Richtung Ost, die Sekundärlücke ist zu erkennen, die primäre Lücke ist schon von Cu-Wolkenstraßen gestört.
- Bild 6 199-1350: Blick Richtung Südost durch Wolkenlücke auf SZ-Bad (Schäferstuhl)
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