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Saalfelder Höhen, Ilmenau / 3100m; Pilot: Stefan Corbus

erstellt von Jörg Dummann zuletzt verändert: 28.12.2016 14:25

Name
Stefan Corbus
Datum
22.12.2016
Windrichtung
SW (Südwest)
Ort des Wellensteiggebietes
Saalfelder Höhen, Ilmenau
Auslöser
Thüringer Wald
Erreichte Höhe
FL100
Zeit-Bezugssystem
UTC
Höhen-Bezugssystem
QNH (1027hPa)
Weitere Daten
Verein:                        Fliegerklub Carl Zeiss Jena
Flugzeugtyp:                   Standard Cirrus
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Startort:                      Flugplatz Jena Schöngleina (ELEV378m)       
Startzeit:                     09:40UTC
Landeort:                      Flugplatz Jena Schöngleina
Landezeit:                     14:40UTC
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Bodenwindrichtung:             200°
Bodenwindstärke:               12kn            
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Einstieg(e) aus:               F-Schlepp
Einstieg(e) in Höhe:           2600m
Angetroffene Steigwerte:       bis 0,6m/s
Erreichte Höhe(n):             3100m
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Vermuteter Auslöser:           Thüringer Wald
Höhenwindrichtung(en):         WSW
Höhenwindstärke(n):            80km/h
 
 
 
Freier Bericht
„Wen die Lichtflut eines frühen Föhnmorgens übers den Voralpen, vermischt mit den weißen Strahlenbündeln der schneetragenden Gebirge, nicht zeitig aus den Federn holt, der weiß vom Wellenfliegen nichts.“ Dieser Satz aus Jochen von Kalckreuth’s Buch „ Das stille Abenteuer“ fällt mir immer ein, wenn ich mich früh am Morgen aus der Wohnung schleiche um auf den Flugplatz zu fahren.
Heute bin ich wieder mit Sven (FAY) verabredet und wir wollen erneut einen Start in die Welle des Thüringer Waldes von Jena aus versuchen.
Nachdem die Flieger vorbereitet sind, schauen wir in der Flugleitung nochmal in die Wettervorhersage: Die Vorhersage ist etwas schlechter als noch am Abend zuvor, relativ schwacher Bodenwind, die sich schnell nähernde Front im Westen und vernünftige Welle sind erst  im Bererich oberhalb 3000-5000m zu erwarten. Sollten wir das Geld für den Schlepp nicht doch lieber in Weihnachtsgeschenke investieren?
Um 9:50 UTC schleppt mich Rainer hinter der Wilga aus dem Platz, Ziel: das Lee der Saalfelder Höhen.
Südlich des Thüringer Waldes liegt ein Wolkenmeer aus dem nur die Gipfel von Bleßberg und Rhön wie Inseln herausschauen, nach Norden ist alles frei. Im Westen ist die Front zu sehen. Es gibt keine optischen Anhaltspunkte für Wellen wie Rotorbänder oder Lenticulariswolken.
Nach 25min Schleppzeit klinke ich über Rudolstadt aus und gleite noch bis Bad Blankenburg. Hier finde ich schwaches und kleinräumiges Steigen und mit 0,1-0,3m/s. Das hält mich auf jeden Fall erstmal in der Luft.
Bald schiebt sich westlich von mir ein Schleppzug an mir vorbei und kurze Zeit später ist auch Sven im schwachen Wellenaufwind. Sehr mühsam steigen wir mit maximal 0,6m/s auf FL 100, aber die tolle Aussicht über den Wolken macht den Flug kurzweilig. Im Westen nähert sich die Front. Ich versuche dem Aufwind in nordwestlicher Richtung nachzufliegen, finde aber nur vermindertes Sinken und verliere den Aufwind nach wenigen Kilometern gänzlich.
Jetzt bleibt mir nur die Flucht nach vorn und ich hoffe auf Steigen im Bereich Ilmenau. Auf dem Weg dorthin werden für 15km wiederum 1200m verbraucht.
Über Ilmenau treffe ich auf das erhoffte Steigen, das aber auch nicht über 0,6m/s hinausgeht und ebenso kleinräumig ist. Aber es ermöglicht erneutes Steigen auf FL100. Über Arnstadt Info wird der Leewellenflugraum aktiviert, allerdings geht das Steigen schnell auf null zurück. Der erneute Versuch im Nordwesten weiteres Steigen zu finden bleibt wiederum erfolglos und ich versuche den Wolken Richtung Hauptkamm (auf dem Satellitenbild gut zu erkennen, rote Flugspur Sven, blaue Flugspur Stefan) nachzufliegen. Das Sinken geht zwar auf null zurück, aber Steigen kann ich hier auch nicht....also geht es mit dem Wind zurück nach Ilmenau, wo das bekannte kleine Steiggebiet uns die Höhe bringt, die wir für die 60km Rückflug nach Jena benötigen.
Der westliche Thüringer Wald bildet durch die Feuchte der nahenden Front Lenticulariswolken, die für uns aber unerreichbar bleiben.
Mit 160km/h über Grund geht der Rückflug  nach Jena wieder viel zu schnell vorbei und in 1300m AAL treffe ich am Flugplatz ein, wo ich um 14:40UTC nach 4:50h Flugzeit eine knappe halbe Stunde vor Sonnenuntergang lande. Sven ist schon da.
Der Flug war ziemlich anstrengend, da man ständig sehr konzentriert sein mußte, um das Steigen nicht zu verlieren. Aber die Aussicht über die Wolken und die Beobachtung der sich annähernden Front aus Westen machten den Flug dennoch äußerst interessant. Bemerkenswert finde ich, daß die Wellenvorhersage des DWD für 9:00Uhr UTC in 1500m genau die beiden Steiggebiete berechnet hatte, die wir tatsächlich nutzen konnten. Warum wir nicht weiter nach NW vorstoßen konnten, läßt uns mit einem Fragezeichen zurück.
Ich freue mich schon darauf, das nächste mal zeitig aufzustehen, um den Tag in der Welle zu verbringen!

 

 

 

 

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