Sie sind hier: Startseite / Berichte / 2015 / 30.09.2015/E (Odenwald)

30.09.2015/E (Odenwald)

erstellt von Jörg Dummann zuletzt verändert: 29.11.2015 23:08

Bericht von Dieter Schwarzbeck, Vielbrunn

Das Hoch "Netti" sorgte schon seit einigen Tagen für lebhafte Ostströmung. Nach den beeindruckenden Wellenflügen (z.B. 765 km Julian Klemm) am 29.9.2015 konnte ich nicht mehr tatenlos zusehen und beschloß, am 30.9. frei zu nehmen.

Eigenstart um 7:05 Uhr UTC in Vielbrunn / Odenwald bei Ostwind und wolkenlosem Himmel. Nach 10 min Steigzeit war eine Höhe von 2100 m erreicht. Mit starker Rückenwindkomponente wurde die Welle bei Weinheim mit einer Einstiegshöhe von 1170 m um 7:23 angetroffen. Im Flarm wurden drei weitere Flugzeuge angezeigt, die in Weinheim gestartet waren. Ich rastete die Weinheimer Frequenz und konnte Mathias Arnold, Anja Kohlrausch und Dennis Leip im Funk hören. Zusammen mit der HP wurde die Ausdehnung der Steigzone abgescannt.  
Das Steiggebiet lag etwa 1 km südöstlich des Autobahnkreuzes Weinheim und hatte eine Ausdehnung von ca. 3 km in Nord-Süd-Richtung und ca. 1.5 km in Ost-West Richtung. Die Steigwerte lagen bei einem Mittelwert von 0.75 m/s und waren kurzzeitig sogar über 2 m/s. Nachdem um 7:47 eine Höhe von 2250 m erreicht war, flogen wir nach Süden in Richtung Heidelberg weiter. Dort fanden wir beim Überflug des Neckars erstes Steigen in ca. 2020 m. Auslöser dieser Welle war der Königstuhl mit einer Höhe von ca. 570 m. Das Steiggebiet lag etwa über der Bahnstadt bzw. Heidelberger Südstadt und erstreckte sich etwa 3-4 km in Nord-Süd-Richung und 2 km in Ost-West-Richtung. Auch hier wurden mittlere Steigwerte von 0.75 m/s angetroffen, die in Spitzen auch mehr als 2 m/s betrugen. Bisweilen waren leichte Nickbewegungen des Flugzeugs zu spüren, wie sie gelegentlich bei Wellenflügen auftreten. Kurz vor Erreichen der Flugfläche 100 nahm ich Kontakt mit Langen Information auf, leider bekam ich keine Freigabe zum weiteren Steigen. Notgedrungen mußte ich bei 3200 m um 8:21 den 77 km langen Gleitflug in den Schwarzwald ins Murgtal bei Gaggenau
beginnen. Nach dem 25 minütigen Gleitstück kam ich mit etwa 1900 m im Murgtal bei Gaggenau an. Zwischen Gaggenau und Sulzbach fand ich schwaches, laminares Steigen von ca. 0.3 m/s, welches sich dann aber leider nich mehr verbesserte, sodaß ich mich zum weiteren Vorflug nach Gernsbach / Weisenbach entschloss. Hier konnte ich innerhalb fünf Minuten von 1740 m auf 1940 m steigen, allerdings hörte das Steigen dann auf.
Etwa 400 m über mir stieg eine ASG 29 (MS) weiter, während aus meiner Höhe kein verwertbares Steigen mehr zu finden war.
Ich flog weiter in Richtung Langenbrand / Forbach, wo ich um 8:56 noch sehr schwaches Steigen nutzte, um von 1880 m auf 1940 m zu kommen. Ich flog etwa 5 km in nordwestliche Richtung bis Malschbach vor, wo ebenfalls nur schwaches Steigen bzw. vermindertes Sinken anzutreffen war. Auch ein weiterer Vorstoß von 5 km in nordöstliche Richtung blieb weitgehend erfolglos. Meine Höhe schmolz zeitweilig auf 750 m herunter, es gelang in engem, turbulentem Rotorsteigen dann auch wieder mal ein Höhengewinn von 300 m. Plötzlich entdeckte ich eine Flarmanzeige unterhalb meiner Höhe, was mir angesichts der bedrohlichen Umgebung nur schwer glaubhaft erschien. Später entpuppte sich das Flarm-Signal als ein Schleppzug aus Baden Baden Oos. Die ASK 21 klinkte etwa in meiner Höhe aus und gemeinsam versuchten wir, mit dem sehr begrenzten Aktionsradius Steigen zu finden.
Nach insgesamt mehr als einer Stunde erfolgloser Suche in Turbulenz und niedriger Höhe entschloss ich mich, bei Gaggenau den Motor zu zünden, der mich wieder auf eine komfortable Höhe von ca. 1950 m brachte. In der Murgtalwelle war praktisch kein Blumentopf mehr zu gewinnen, daher schlich ich mich vorsichtig in Richtung Nordosten über Schwann-Connweiler nach Pforzheim. Etwa 5 km westlich des Flugplatzes Hangensteinerhof über der Ortschaft Kieselbronn fand ich um 11.15 in 1330 m nochmal eine schwache Welle, die mich in 5 Minuten auf 1550 m brachte, aber dann leider auch einschlief. Dies entsprach einem mittleren Steigen von 0.7 m/s. Im Kraichgau bei Münzesheim kurbelte ich noch einen ruhigen, aber konstanten thermischen Aufwind mit 1.7 m/s, der mir weitere 400 Höhenmeter bescherte und mich auf 1660 m brachte. Bei Heidelberg Rohrbach fand ich um 11:56 einen weiteren thermischen Aufwind, der ebenfalls mit 1.7 m/s einen Höhengewinn von 500 m lieferte. Die Königstuhl-Welle ging jedoch zu dieser Zeit schon nicht mehr. Ich kurbelte noch weitere Bärte bei Schriesheim, Viernheim, am Lorscher Wald und bei Lampertheim, um schließlich wieder den Heimweg gegen den Wind in Richtung Odenwald anzutreten. An der Odenwaldkante fand ich um 13:15 nochmals eine Welle etwa 3 km östlich von Bensheim und Heppenheim, die mir mit einem mittleren Steigen von 0.5 m/s einen Höhengewinn von 425 m ermöglichte, sodaß ich bequem mit 1850 m Ausgangshöhe in den Odenwald weiterfliegen konnte. Bei Michelstadt fand ich erneut Steigen, welches allerdings wieder eher thermischen Charakter aufwies. Bei Vielbrunn konnten mehrere, sehr dicht benachbarte und teils ruhige, teils turbulente Steiggebiete gekurbelt werden, wobei man keine eindeutige Zuordnung zu Welle oder Thermik treffen konnte.

http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?flightId=521910496

 

 

 

Artikelaktionen