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Sauerland/SW (Südwest)

erstellt von Markus Feldmann zuletzt verändert: 01.05.2016 22:07
Sauerland / 2850 NN; Pilot: Karl Seelbach und Markus Feldmann
Name
Karl Seelbach und Markus Feldmann
Datum
29.08.2015
Windrichtung
SW (Südwest)
Ort des Wellensteiggebietes
Sauerland
Auslöser
Schwerewelle - Hatte nichts mit dem Relief zu tun
Erreichte Höhe
2850 NN
Zeit-Bezugssystem
MESZ
Höhen-Bezugssystem
QNH
Weitere Daten
Verein:
Flugzeugtyp:                     Discus bT und LS4WL
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Startort:                        Flugplatz Attendorn-Finnentrop 316m NN
Startzeit:                       10:48 (Discus) 11:00 (LS4WL)
Landeort:                        Flugplatz Attendorn-Finnentrop 316m NN
Landezeit:                       17:27 (Discus) 17:21 (LS4WL)
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Bodenwindrichtung:               WSW
Bodenwindstärke:                 50 km/h
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Einstieg in die Welle/n:         über Finnentrop in 1300 um 13:45 Ortzeit danach mehrfach an mehreren Stellen

Für jedes Wellensystem:
Einstieg(e) aus:                 F-Schlepp bis 800 / Thermik bis 1300
Einstieg(e) in Höhe:             Ersteinstieg direkt aus der Thermik in 1300 dananch mehrfach oberhalb von 2000
Angetroffene Steigwerte:         1,00-1,50 m/s im Spitzenwert 2,00 m/s
Erreichte Höhe(n):               maximale Höhe 2850 um 16:00 Ortszeit über Naturpark Homert (Rönkhauser Becken)
Ausdehnung des Steiggebietes:    Bandartige Wolken mit Wellenlänge bei 5-6 Kilometer über dem ganzen Sauerland über den gesamten Zeitraum vom 13:45 bis 19:00 Ortszeit
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Vermuteter Auslöser:             Schwerewelle bzw. Scherungswelle
                                 Durchzug von Feuchte hat das Bild etwas verändert, die Welle stand aber über den gesamten Zeitraum.
Höhenwindrichtung(en):           Unterhalb der Basis schwach windig teilweise sogar aus Ost 
                                 Oberhalb der Wolkenbasis dann Wind aus 250 mit 50-55 km/h 
Höhenwindstärke(n):              Unterhalb der Basis schwach windig teilweise sogar aus Ost 
                                 Oberhalb der Wolkenbasis dann Wind aus 250 mit 50-55 km/h 
Temperaturangaben:               Inversion in Höhe der Basis in 1300 später dann 1500
                                 In 3000 war wohl auch eine Inversion aber nicht sichtbar
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Spassfaktor:                     >100 bzw. Unermesslich (erlebt man nicht alle Tage)

Wellenflug über Attendorn 2015

"Schwerewelle Ende August"

von Karl Seelbach

Am Samstag, den 29.08.2015 konnten im Sauerland ausgedehnte Wellen genutzt werden. Mit 3 Maschinen (LS 4, Discus bT und später ASH 26) konnten wir vom Flugplatz Attendorn-Finnentrop aus diese Lage über den gesamten Nachmittag hinweg rein laminar nutzen.
Das Sauerland zeigte sich am frühen Morgen fast blau. Im Süden und Südwesten stand ein ausgedehntes SC-Feld, welches bis ca. 12.00 Uhr Ortszeit bis an die Höhe Attendorn heranreichte. Nach dem Sat-Loop zu urteilen sollte sich die Bewölkung auflösen, mit Annäherung an den Platz verdichtete sich diese aber kurzfristig und behinderte Richtung Südwesten die Einstrahlung deutlich. Hierdurch verzögerte sich unser Start, auch wenn sich östlich des Rönkhauser Beckens bei ungehinderter Einstrahlung ab ca. 11.30 Uhr Ortszeit bereits erste (tiefe) Cu entwickelten. Innerhalb der nächsten Stunde löste sich das SC-Feld dann langsam auf bzw. baute ab ca. 12.30 Uhr in Cu um (Anfangsbasis ca. 1200 -1300 m NN) – Zeit zu starten.
Nach dem Ausklinken um ca. 12.45 Uhr Ortszeit ging es erst einmal nur ums „Obenbleiben“. Die Steigwerte lagen bei ca. 0,3-0,5 m/s, das erinnerte eher an Oktober als Ende August – Warmluft halt. Bei Altenhundem stand an der Kante zu den Lennebergen ein etwas dickerer Cu, der sich mehrmals auflöste und an gleicher Stelle neu bildete. Er wuchs nach oben in eine Lenti-Struktur hinein, die sich schnell vergrößerte. Nachdem wir (LS4 und Discus) den Bart zu zweit mit einem knappen Meter zentrieren konnten, war um ca. 13.45 Uhr Ortszeit die Basis bei ca. 1300 m NN erreicht.
Nach Osten Richtung Schmallenberg sah die Optik zwar vielversprechend aus, der Südwestwind der unterhalb der Basis mit ca. 20 km/h gemessen wurde und die verhaltenen Arbeitshöhen im höheren Gelände führten jedoch zu der Entscheidung, erst einmal nach Westen Richtung Biggesee zu fliegen. Nach dem Vorflug unter der Wolke gegen den Wind gelangten wir aus dem Bart im Luv direkt in laminares Steigen mit ca. 1,0 m/s. Direkt vor der Wolke konnten wir „am Hang“ auf ca. 2.200 m NN bis zu deren Oberkante steigen. Die Cu wuchsen zwischenzeitig bandartig in die Länge, Obergrenze bei ca. 2000 m NN. Der Bedeckungsgrad nahm dabei innerhalb von ca. 1 Stunde von 3/8 auf 5/8 zu. Teilweise waren Richtung Südwesten hohe Lentis sichtbar. Die Cu organisierten sich zu Bänden, Ausrichtung in NW/SO- Richtung mit ca. 5 km breiten, wolkenfreien Zwischenräumen. Wir gaben die Information über den Welleneinstieg an die ASH 26 weiter, die zwischenzeitig auch gestartet war, der (sportliche) Einstieg in das System ohne Motor gelang für sie vorerst aber nicht.
Nachdem wir den Standort zwischen Meggen und Schmallenberg über ca. 1 Stunde gehalten hatten, konnten wir hier erstmalig bis auf ca. 2.500 m NN steigen, meist mit 0,2-0,4 m/s. Da sich am Himmel unter uns mittlerweile mehrere, regelmäßige Bandstrukturen zeigten, sollte das System auch an anderer Stelle funktionieren. Nach dem Überfliegen eines CU-Bandes Richtung Sundern/ Sorpesee gelangten wir über der Luvkante nach ca. 2-3 m/s Sinken direkt wieder in 1-2 m/s Steigen. Es ging kurzfristig mit ca. 1,8 m/s aufwärts. Östlich des Rönkhauser Beckens konnten wir jetzt bis ca. 2.700 m/NN steigen. Hier entschloss ich mich, den Transponder zuzuschalten, da der anfliegende Verkehr auf Dortmund in diesem Bereich bereits oftmals deutlich unter 3.000 m NN herumfliegt.
Nach einem nochmaligen Sprung über das nächste „Band“ konnten wir in 0,4 m/s eine Maximalhöhe von 2.850 m NN erreichen. Die parallelen Strukturen reichten jetzt sichtbar nach Norden über Werdohl hinaus bis in den Luftraum Dortmund hinein. Auch Richtung Osten (Arnsberger Wald) waren diese gut sichtbar. Wir flogen bis kurz vor die Luftraumgrenze Dortmund und sprangen dann wieder über die nächste Struktur Richtung Finnentrop. Hier trafen wir auf den Werdohler Duo „49“, der sich auch eine Zeit lang im Finnentroper Bereich aufhielt.
Die ASH 26 konnte sich zwischenzeitig im Bereich Rönkhausen auch in das System einklinken. Der Einstieg war wohl deshalb so mühsam, da der gesamte Bereich mittlerweile relativ stark abgeschattet war und nur noch wenigen Stellen Thermik stand. Der thermische Einstieg gelang dann bei Finnentrop/ Rönkhausen im Bereich des wolkenfreien Streifens.
Über dem Bahnhof Finnentrop war auch für uns der nächste Einstieg zu finden, unser Flugplatz Attendorn lag hier direkt unter dem schmalen, wolkenfreien Streifen. Der Bedeckungsgrad nahm jetzt (ca. 16.00 Uhr) im Sauerland auf geschätzt 7/8 zu. Der wolkenfreie Streifen bei Finnentrop schmolz zu einem Abstiegsloch zusammen, über welchem wir den Anker warfen, immer den sicheren Abstiegsweg nach unten im Auge behaltend, sollte es weiter zumachen. Nach einer weiteren halben Stunde wurde der freie Streifen langsam wieder größer.
Ab ca. 17.00 Uhr nahm der Bedeckungsgrad von Westen her insgesamt ab, um 18.00 Uhr waren noch ca. 2/8 übrig. Die parallelen Strukturen lösten sich auf, von dem Steigen blieb in 2.500 m NN nur noch ein Nullschieber übrig.
Das letzte ausgeprägte Band stand Richtung Stadt Plettenberg und Werdohl. Hier standen in dem wolkenfreien Streifen windauf jetzt noch kleinere Cu, die rotorig aussahen. Der Einstieg in diese Welle erfolgte über Plettenberg-Nord in 2.200 m NN, wir konnten mit ca. 0,5 m/s nochmals bis auf gut 2.600 m NN steigen. Nach dem Abfliegen ins Lee Richtung Sorpesee/Grevenstein konnten wir dort das Spiel nochmals wiederholen. Das letzte Steigen stand für uns stand um ca. 18.45 Uhr im Bereich Wildewiese/ Plettenberg, mittlerweile war es annähernd blau. Um 19.00 Uhr war dann kein Steigen mehr auszufliegen, hier muss auch etwa das Thermikende gelegen haben.
Die Windgeschwindigkeiten am Boden waren ganztätig schwach um Ost/ Nordost. (Startrichtung Ost Werdohl-Küntrop 07), in Attendorn am Boden zwischendurch mal schwach Südwest. Ab einer Höhe von ca. 2.000 m NN nahm die Windgeschwindigkeit deutlich zu (ca. 50 km/h Südwest, VG ca. 30 km/h). Eine 1.Inversion lag zwischen ca. 1.600 m und 2.000 m NN, eine 2.Inversion muss bei ca. 3.000 m NN gelegen haben.
Wellenflüge werden im Sauerland (Gebirgszüge überwiegend in SW-NO-Richtung) im Herbst und Winterhalbjahr regelmäßig durchgeführt, dies bei Windrichtungen meist zwischen ca. 140° und 180°. Diese Wellen erscheinen reliefabhängig. Die Wellen vom 29.08. waren dies aber nicht, da die Orientierung sogar ca. 90° zu den Gebirgszügen lag. Es hat sich hier also offensichtlich um eine, vom Relief unabhängige, Erscheinung gehandelt, deren Bildung durch die Thermik und den starken Windgradienten ausgelöst und geordnet wurde.
Karl Seelbach, 06.09.2015

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