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26.12.2015: Witzenhausen - Crawinkel

erstellt von Christof Maul zuletzt verändert: 01.01.2016 23:15

Flugweg 26.12.2015

Der Morgen begrüßt uns mit einer langgestreckten Lenticularis-Wolke über dem Sandwald. Um 10.00 Uhr Ortszeit starten Philipp Illerhaus und ich mit dem Duo-Discus der Akaflieg Frankfurt. 800 m über dem Flugplatz Burgberg klinken wir im laminaren Steigen aus, das sein Maximum in dieser Höhe in der Talmitte über der Werra besitzt. Der Wind kommt aus 250° mit etwa 65 km/h. Wir fliegen einige Kilometer im Steigen flussabwärts, um Höhe zu machen, erreichen das Lenticularis-Niveau in 2000 m Höhe und surfen an der Vorderkante der Lenticularis-Wolke flussaufwärts nach Südosten.

Lenticularis.Lenticularis-Surfing

Unser Ziel ist heute der Thüringer Wald. Wir folgen der Lenticularis-Wolke etwas zu lange, die hinter Bad Sooden-Allendorf nach Norden abbiegt. Das sieht zwar gut fliegbar aus, bringt uns aber nicht an das gewünschte Ziel. Also springen wir zu der spärlichen Rotorbewölkung zurück ins Werratal. Die Meißner-Welle haben wir heute im Norden umflogen.

Kurz vor Treffurt, ungefähr an der gleichen Stelle, an der ich am 20.12. eine schwache Welle vorgefunden habe, die mir den Rückweg in die Meißner-Welle und nach Witzenhausen ermöglicht hat, finden wir im Luv der Rotorwolken eine recht gute Welle vor, die uns mit Steigwerten zwischen 0.5 m/s und 1.0 m/s bis auf 2500 m bringt. Wir haben morgen frei und beschließen, den Plan Thüringer Wald in die Tat umzusetzen, schließlich sind es keine 20 km mehr von hier bis zur Wartburg. Wir fliegen in 2400 m Höhe an Eisenach vorbei. Die einzige noch erkennbare Bewölkung steht luvwärts über dem Relief des Thüringer Walds, und wir beschließen, ihr zu folgen. Gegen den Wind und mit bis zu 5 m/s Sinken erreichen wir schließlich die Vorderkante dessen, was wir für die erste Rotorlinie im Lee gehalten haben, das aber, wie wir jetzt sehen, schon die Staubewölkung auf der Luvseite des Thüringer Walds war. Zu allem Überfluss hat uns dieser Sprung 800 Höhenmeter gekostet, so dass wir jetzt nur noch 1600 m hoch sind. Die Luft ist offenbar so trocken, dass die Staubewölkung aufgelockert ist und eine recht scharfe luvseitige Kante besitzt, die optische Ähnlichkeit mit einem Rotorband hat. Immerhin trägt diese Kante, und mangels Alternative tasten wir uns an ihr weiter südostwärts vor.

So kommt der Flugplatz Suhl-Goldlauter in den Gleitwinkelbereich, was die Gemütslage etwas beruhigt. Über den Suhler Talkessel tasten wir uns vor an den Hauptkamm des Thüringer Waldes. Leider wartet der Kessel nicht mit der erhofften Welle auf, so dass wir mit nicht einmal 1100 m am Hauptkamm ankommen. Dort, zwischen Zella-Mehlis und Suhl, in der Platzrunde des Flugplatzes, steigen wir im Hangaufwind vor der Staubewölkung wieder auf 1400 m, können aber die Wolken-Obergrenze nicht weiter übersteigen. Von hier sind es nur 15 km bis nach Crawinkel, und weitere 15 km dahinter liegt der Flugplatz Alkersleben, beides in ungefähr der gleichen Richtung und mit Rückenwind. Der Wind ist in dieser Höhe nicht mehr ganz so stark wie zu Beginn in Witzenhausen. Eine eingehende Beschäftigung mit dem Thema erscheint uns der Situation gerade nicht angemessen, aber die Differenz zwischen Fahrtanzeige und Geschwindigkeit über Grund deutet auf eine Windgeschwindigkeit zwischen 40 km/h und 50 km/h hin. Wir verbringen an diesem Ort eine geschlagene Stunde und beschließen dann, den Sprung ins Lee zu wagen mit Kurs Crawinkel, in der leisen Hoffnung, auf der Leeseite die Welle zu finden, die uns wieder nach Witzenhausen zurück bringen würde. Die Alternative wäre der Rückweg entlang der Staubewölkung nach Nordwesten gewesen mit anschließendem Rücksprung ins Lee bei Eisenach, aber das Außenlanderisiko erschien uns dabei höher als bei der Crawinkel-Variante.

Die 10 km Waldgebiet auf der Nordostseite des Hauptkamms überfliegen wir in konstant 200 m bis 300 m über Grund, und das ist auch unsere Ankunftshöhe über Crawinkel. Eine Welle haben wir nicht gefunden auf dem Weg, obwohl wir gleich drei bekannte und markierte Wellensteiggebiete durchquert haben. Vielleicht war unsere Höhe einfach nicht mehr ausreichend. Ein paar letzte Suchkreise und -kurven über dem Platz in Crawinkel bringen auch keinen Höhengewinn mehr, dafür werden wir aber im Rotor noch einmal ordentlich durchgeschüttelt. Wir geben schließlich auf, fahren das Fahrwerk aus, landen in Crawinkel und telefonieren nach Witzenhausen.

Keine zwei Stunden später ist Thomas Meder, der uns am Morgen noch mit der Remorqueur in die Luft befördert hat, nun mit dem Hänger zur Stelle, um uns auf der Straße abzuholen. Es ist sogar noch hell, als wir den Duo abrüsten, und um 18.30 h sind wir wieder auf dem Burgberg in Witzenhausen. Da ist es allerdings schon lange dunkel.

FE vor Vollmond

 

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