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20.12.2015: Witzenhausen - Uslar - Treffurt - Uslar - Witzenhausen

erstellt von Christof Maul zuletzt verändert: 01.01.2016 21:26

Flugweg 20.12.2015

Um 8.30h, nur etwas später als geplant, erreiche ich von Braunschweig kommend den Flugplatz auf dem Burgberg in Witzenhausen, wo wie in den zwei Jahren zuvor wieder vor und nach den Weihnachtsfeiertagen das Werra Valley Surf Camp stattfinden soll. Anders als in der Vorsaison stellt sich pünktlich zum Beginn der Veranstaltung eine länger anhaltende Südwestlage ein, die ein gutes Gelingen des Vorhabens verheißt.

Philipp Illerhaus und Robert Fromm von der Frankfurter Akaflieg und Oliver Bimber vom FSV Gießen sind schon da, und gemeinsam rüsten wir den Frankfurter Duo-Discus, Olivers LS-3 und meine LS-4 auf. Dann kommt auch schon Thomas Meder, Organisator des Wellencamps und Schlepppilot, und hält das morgendliche Briefing ab. Da ich der einzige Pilot mit Witzenhausener Wellenerfahrung bin, werde ich auf Position 1 gestellt, obwohl ich zuletzt angekommen bin. Das wird sich nicht auszahlen, denn nach einer halben Stunde werde ich wieder am Boden stehen, während die anderen den Welleneinstieg problemlos gefunden haben werden. Beim zweiten Versuch klappt es besser, untere den anderen steige auch ich jetzt in die Welle ein und finde schwaches laminares Steigen vor, durchschnittlich 0.5 m/s mit Spitzen bis 1 m/s. Ich flieg zwei Kreise, die mir sagen, woher der Wind hier weht: Er kommt mit etwa 65 km/h aus 250 Grad.

Werratal.Duo-Discus

Der Himmel ist bedeckt mit Altostratus, darunter ist die Sicht zwar gut, aber die Luft so trocken, dass sich nur ganz vereinzelt an den höchsten Erhebungen lockere Rotor- und Staubewölkung bildet. Sonst ist es "blau", und man muss sich mangels Wolken ausschließlich an der Topographie orientieren.

Bedeckter Himmel.Ich bin nicht sicher, ob das Mammatus-Wolken waren, aber sie sahen jedenfalls ungewöhnlich aus.

Im Geradeausflug steige ich im Lee des Kaufunger Waldes bis auf 1700m und fliege die Lücke zwischen Stau- und Rotorwolken im Lee des Reinhardswaldes bei Reinhardshagen, nördlich von Hannoversch-Münden, an. Dort steige ich auf 2200m und folge einer tragenden Linie über dem Weserlauf nordwestlich bis querab Uslar. Da hier weit und breit keine Rotorbewölkung mehr zu sehen und das Steigen schwach ist, außerdem die Arbeitshöhe nicht zur Euphorie Anlass gibt, werfe ich nur einen sehnsüchtigen Blick hinüber auf den Solling, über den Daan Spruyt vor zwei Wochen vom Ith herüber geflogen ist, drehe um und fliege den gleichen Weg zurück, auf dem ich gekommen bin. Ohne Höhenverlust lege ich die 50km an Witzenhausen vorbei bis zur Meißnerwelle im Höhenband zwischen 1500m und 1600 m zurück. Dort zeigt Rotorbewölkung das Steiggebiet zuverlässig an, und mit über 1 m/s steige ich wieder auf 2200 m.

Hoher Meißner.Rotor-Fetzen

Am Horizont im Südosten lockt der Thüringer Wald, allerdings gibt es auch in dieser Richtung keine Bewölkung, die Steiggebiete anzeigen würden. So taste ich mich an Eschwege vorbei und finde ein mir unbekanntes, allerdings sehr schwaches Steiggebiet im Lee der Graburg bei Großburschla.

Zwei Versuche, weiter nach Südosten vor zu fliegen, resultieren in mehr Höhenverlust, als mir lieb ist, und reumütig kehre ich jedes Mal wieder zurück. Michael Krannich kommt vom Thüringer Wald her mit seiner Stemme über mich drüber geflogen. Die Stemme erkennt man gut von unten, da er aber nicht viel höher ist als ich, scheint es auf dem Weg vom bzw. in den Thüringer Wald kein nutzbares Steigen mehr zu geben. So werfe ich einen zweiten wehmütigen Blick, diesmal hinüber nach Eisenach, das ich 20 km vor mir gut erkennen kann, und da es auch nur noch eine gute Stunde hell sein wird, beschließe ich, wieder nach Witzenhausen zurück zu fliegen. Das gestaltet sich spannender, als ich es erwartet hatte, denn die Gegenwindkomponente beträgt gute 30 km/h und die Wolke, die ich anfliege steht nicht auf dem Weg zum Hohen Meißner, sondern am Hohen Meißner selbst, also 20 km entfernt. In nur noch 900 m NN komme ich schließlich an, nur noch knapp über dem Rotorniveau, und finde in dieser Höhe mit fast 2 m/s das stärkste Steigen das Tages vor. Ab einer Höhe von 1500 m geht die Steiggeschwindigkeit wieder zurück auf die bereits bekannten Werte um 1 m/s. Ich sitze das aus, bis ich wieder 2200 m erreicht habe, und fliege noch einmal nach Nordwesten bis an den Reinhardswald. Die Wölkchen bei Reinhardshagen sind immer noch da und markieren auch immer noch ein Steiggebiet. Kurz vor Uslar drehe ich um und lande kurz vor Sonnenuntergang wieder auf dem Burgberg.

Untergehende Sonne.Untergehende Sonne unter linker Fläche

 

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