03.01.2014/SW (Harz - 2.)
Bericht von Herbert Horbrügger:
1ster Teil
Am Do Vorabend hatte ich das Wetter ausgiebig gecheckt. Die Windvorhersage war OK allerdings sollte ab Mittag das Regenband einer okkludierten Warm/Kaltfront durchziehen. Ich war trotzdem optimistisch, da auf er Vorderseite ja bei SW Wind noch stabile Warmluft einfließen sollte. So auch bestätigt durch die Prognose Temps. Habe dann Wolfgang Lieder in Aschersleben angerufen, ..“OK, wir sind ab 9:00 am Platz und schleppen”. Mich mit Kolja Klein und Christof Maul in Aschersleben verabredet, die Alarm E-Mail an das FKB Team geschrieben und die Sauerstoffanlage eingepackt.
Abfahrt Flugplatz Brandenburg um ca 7:15, klare Nacht, Nebel über dem Platz, schwacher Ostwind, ...hoffentlich stimmt die Wettervorhersage!
In Richtung Westen zeigten sich nach dem Sonnenaufgang zarte Altokumulus Strukturen in Richtung SO-NW, ab Magdeburg dann auch so etwas Ähnliches wie schwache Lentis in Blickrichtung Harz. Meine Motivation stieg.
Ankunft um 9:05, der Neuruppiner Janus und die LS3 waren schon aufgebaut, aus Braunschweig hatte sich noch ein Team mit einem Duo Discus dazugesellt.Parallel wurde die Wilga wurde ausgehallt. Der Wind kam wie vorhergesagt aus Süden mit ca 10-15km/h, Start daher direkt neben dem Aufrüstplatz.
2ter Teil
In der Funktion des mir zugedachten Wellen-Scouts durfte ich als erster starten. Der Schlepp war unproblematisch, habe dann am Windpark in ca 1200m ausgeklinkt in Erwartung von Wellensteigen. Das war auch durchaus vorhanden, hat allerdings nur vermindertes Sinken bis max -0 m/s erzeugt. Der Wind in 1200m ca 220° mit beachtlichen 50-60km/h. Flug Richtung Flugplatz Ballenstedt, Groundspeed ca 30km/h. Vom schwachen Fallen gings dann in starkes Fallen über, Gleitzahl über Grund unterhalb 15, Ballenstedt war gerade noch erreichbar. In 200 m starke Rotortubulenz, dann Ausschweben auf Gras in Ballenstedt.
Landung direkt neben einer weidenden Schafherde. Kein Wind mehr, kein Mensch weit und breit zu sehen, totale Ruhe neben Schafen.
OK Pech gehabt, wenigstens war mein Flug gut um eine Warnung an meine Mitstreiter abzusetzen, sich doch höher schleppen zu lassen.
Dann Besichtigung des Landefeldes und erst mal Nachdenken wie ich wohl am besten aus dieser Situation wieder herauskomme. Vielleicht zur Ablenkung der
nahegelegenen Vorharzhügel bewandern..?
Nach 20’ taucht plötzlich ein Auto auf, darin zwei freundliche Ballenstedter Eberhard Blume und ‘Polo..’.”Sollen wir dich zurückschleppen” ? Was für eine Frage, plötzlicher Stimmungswandel, “..am besten zu dem Steiggebiet bei Quendlinburg schleppen” Dort wellensteigt gerade der Braunschweiger Duo wie ich dem Funk entnehmen konnte. 15 min später war ich wieder in der Luft hinter dem Ballenstadter Mose (Schleppfalke o.ä.). Schlepp parallel zum Harz, Rodeo, Rotor für Rotor durchquerend (strengt an , geht aber..) bis dann bei Quedlinburg laminares Steigen den Schleppzug mit 3m/s steigen läßt. Nur nicht zu früh ausklinken 900m sollten es schon sein!!
3ter Teil
So geläutert habe ich erstmal alles was über 0,3 m/s war glücklich entgegengenommen und ausgeflogen. Das ging so etwa bis 1600 m. Dann hovern im Null und Wetter beobachten. Mittlerweile war die Okklusion angekommen, der Nordharz hatte sich mit Regen zugezogen, im Harz Lee stand aber glücklicherweise noch ein eigenartiges lentiartiges Wolkenberg-Gebilde. Nach Osten Regenschauer, der Süden war noch offen und bot einen sicheren Ausweg und ich konnte die Höhe halten.
Allmählich hat es sich dann nordöstlich des Harzes wieder aufgelockert und ich habe mich entschlossen die Lenti-Wolkenburg anzufliegen.
”Wow”, das ging gut ab,1,5-19m/s, nach kurzes Zeit hatte ich die unteren Lenti Schichten überstiegen und der Ausblick auf fantastische Mischwolkenformen.
Oberhalb der Lenti bildeten sich Quellwolkenartige Strukturen. Weiter im Westen gewaltige tunnelartige Schleierwolkenformationen. Die Bilder sprechen für sich.
So sieht wohl eine Okklusion aus wenn sie mit Wellen zusammentrifft. Die Feuchte hatte stark zugenommen und ich mußte alle Lüftungen öffnen. Nur nicht zu nahe an die Wolken heranfliegen wegen möglicher Vereisungsgefahr!
Es lockerte immer mehr auf und zwischen den Wolkenschichten konnte ich dann wieder Sonne sehen. Temperatur in 4000 m bei -7° (LX5000), eigentlich warm für diese Höhe, allerdings bildete sich langsam Eis an der Haube. Steigen bis ca 2,5m/s.
Wolfgang hatte bei der Bremer Flugsicherung zunächst schon die Öffnung des Wellenfensters bis FL150 verhandelt. Auf weitere Anfrage gaben die Bremer dann 10 min später eine Erweiterung auf FL200, begrenzt für max 1 Std. Ich mußte aber leider vorher, um FL150 nicht zu übersteigen, das gute Steiggebiet verlassen.
Habe dann später leider die Steigzone nicht mehr finden können, die Wellen pulsierten etwas, wie ich es auch schon von früheren Flügen kannte.
Die Wolkenoptik mit den verschiedenen Schichtungen war traumhaft und ich konnte gut die Strömungen anhand der ca 2000 m tiefer liegenden Lenis und Stratusschichten erkennen. Dann habe ich erst mal aus sicherer Höhe das wunderschöne Wolkenschauspiel genossen.
Später, wieder abgestiegen auf ca 3200m habe ich mich mit Kolja (Neuruppiner Janus) zum Fotofliegen zusammengefunden. Kolja hatte vorher auch noch den Welleneinstieg gefunden. Schade das Sunset schon um diese Jahreszeit schon so früh stattfindet.
Entlang der Lentis sind wir beim Abstieg bis an den Leipziger Luftraum herangeflogen. Man hätte an diesem Tag bestimmt auch mehr Strecke erfliegen können, aber nach dem “zu den Schafen Landeerlebnis” war mir eher nach mehr Höhe zumute.
Landung dann kurz vor Sunset, bei schwachem Bodenwind aus Süd, ..ohne Probleme.
Angefüllt mit den Eindrücken dieses Tages fühlten wir uns, als ob wir aus einer anderen Welt zurückgekehrt wären. Ist das nicht ein wunderbares Schauspiel und Geschenk der Natur das uns in dieser Jahreszeit bereitet wird? Aber das muß man selbst erleben, die Fotos geben einen Eindruck.
Für mich ist das Segelfliegen pur, immer wieder ein spannendes aber kalkulierbares Abenteuer mit Rückkehrgarantie.
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ausdrücklich bei dem Ascherslebener Team und den freundlichen Ballenstedtern bedanken, ohne die der 3.1.2014 einfach nur so ein viel zu warmer Januar-Schmuddelwetter Tag geworden wäre
..Herbert
PS: - Von unter heraus war es schwierig, so hatte Christof,der sehr Wellen erfahren ist, etwas Pech beim Einstieg, hatte beim 2ten Start zu früh
geklinkt und die Welle hat nicht gefasst, ein bisschen Glück braucht mal halt auch immer.
- 2 Bilder sind von Martin, Kolja’s Co
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