Thüringer Wald/SW (Thüringer Wald)
erstellt von Jörg Dummann
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zuletzt verändert:
02.01.2014 16:34
Thüringer Wald / FL 220; Pilot: Stefan Corbus
- Stefan Corbus
- Datum
- 22.12.2013
- Windrichtung
- SW (Südwest)
- Ort des Wellensteiggebietes
- Thüringer Wald
- Auslöser
- Thüringer Wald
- Erreichte Höhe
- FL 220
- Zeit-Bezugssystem
- UTC
- Höhen-Bezugssystem
- QNH
- Weitere Daten
-
Verein: Fliegerklub Carl Zeiss Jena e.V. Flugzeugtyp: Standard Cirrus ------------------- Startort: Arnstadt/ Alkersleben (349m MSL) Startzeit: 11:55 Landeort: Arnstadt/ Alkersleben Landezeit: 14:40 ------------------- Bodenwindrichtung: 230° Bodenwindstärke: 35km/h ------------------- Einstieg in die Welle/n: 1) westlich Flugplatz Arnstadt/ Alkersleben an der Autobahn A71 zwischen Kreuz Erfurt und der Ausfahrt Arnstadt Süd 2) 4km NO Flugplatz Crawinkel Für jedes Wellensystem: Einstieg(e) aus: F-Schlepp Einstieg(e) in Höhe: 1) 1550m MSL 2) 1850m MSL Angetroffene Steigwerte: bis 1,5m/s Erreichte Höhe(n): 6700m ------------------- Vermuteter Auslöser: Thüringer Wald Höhenwindrichtung(en): 250° Höhenwindstärke(n): ca. 80km/h)
- Freier Bericht
- Nachdem von Erland wieder der Hinweis auf eine leewellenträchtige Wetterlage für den Zeitraum vom 17.12. bis einschließlich 22.12. gegeben wurde, haben wir das Wetter genauer im Auge behalten. Da man um diese Jahreszeit neben den üblichen Verpflichtungen auch mit der Vorbereitung des Weihnachtsfestes beschäftigt ist, waren wir in der Auswahl des Flugtages auf den Sonntag beschränkt. Leider sah dieser in den Vorhersagen nicht so optimal aus, da das Wetter schon frontbestimmt mit hoher Feuchte prognostiziert wurde. Dennoch wollten wir den Versuch wagen... So haben sich am Sonntag, den 22.12., in Alkersleben eingefunden: Udo (Wilga) vom SFCE als Schlepp-Pilot, Hans (SFCE, Puchacz), Sven (Jena, LS4WL), Götz (Jena, SZD-55), Helmut und Michael (Kulmbach, Janus B) und Stefan (Jena, Standard Cirrus). Bei der Ankunft am Flugplatz Alkersleben war die Föhnlücke schön ausgeprägt und so gingen wir hoffnungsvoll an die Vorbereitung der Flugzeuge. Als alles vorbereitet und als letzter Flieger der Puchacz von Hans aufgebaut war, ließ der Blick an den Himmel keine große Euphorie mehr aufkommen. Es war bedeckt, ein paar Regentropfen fielen und von der Föhnlücke war nichts mehr zu sehen. Mehr aus Verzweiflung als aus Überzeugung haben wir uns entschlossen zu warten und fanden erstmal Unterschlupf im Vereinsheim der Erfurter Segelflieger. Dort nutzten wir die Zeit zum Gedankenaustausch über Verbesserungsmöglichkeiten der Infrastruktur der Wellenfliegerei in Thüringen. Allein der Blick aus dem Fenster verhieß weiterhin nichts gutes....und es ging langsam auf Mittag zu. An einem der kürzesten Tage im Jahr bleibt dann nicht mehr viel Zeit. So hat Hans auch beschlossen, den Puchacz wieder abzubauen. Wir anderen wollten die Hoffnung aber noch nicht aufgeben. So kam es, wie es kommen mußte: Kaum war der Puchacz im Anhänger verschwunden, drehte der Bodenwind von WSW wieder auf SW und die Föhnlücke machte auf. Sven ist als erster gestartet und meldete bald darauf 1m/s über der Autobahn westlich des Fluplatzes. Ich bin als zweiter gestartet und fand mich bald ebenso im sicheren Steigen der Welle wieder. Problemlos war hier das Erreichen von 3500m möglich, nachdem über die Flugleitung in Arnstadt/ Alkersleben der Leewellenflugraum unterer Thüringer Wald durch die DFS aktiviert war. Hier ließ das Steigen nach. Aus dieser Höhe konnte man allerdings die Föhnlücke der Primärwelle im Bereich Crawinkel sehr gut erkennen. Es reizte mich zu sehr, den Sprung dorthin zu versuchen. Ich habe mir angewöhnt, in solchen Entscheidungssituationen ein Foto (siehe Anhänge) des Zieles meiner Entscheidung zu machen, um hinterher auswerten zu können, ob die Einschätzung richtig war. Der Flug gegen den starken Wind im abschwingenden Teil der Welle war wie immer spannend...doch dann ließ in 2000m das Sinken langsam nach und das Wolkenbild in geringer Entfernung vor mir war eindeutig. Nach kurzem Suchen stieg mein Cirrus wieder mit 1,5m/s in den blauen Dezemberhimmel. In 5000m verriet die Welle Ihre Geheimnisse und die Struktur war anhand der Wolken tief unter mir gut zu erkennen (siehe Bild Wolkenwelle). Die Zweiteilung des Leewellenflugraumes am Thüringer Wald in einen unteren und einen oberen Teil erforderte in FL160 eine weitere Anfrage bei Arnstadt Info. Nach kurzem Warten kam die Freigabe für den Luftraum oberer Thüringer Wald: freigegeben bis FL220!!! Bis ganz oben hin! Mal sehen, wie weit es heute geht. Und es ging...Die Steigwerte verringerten sich zwar langsam nach oben hin, vielleicht hätte ich weiter nach Luv verlagern müssen. Aber mir reichten 0,5 bis 0,7m/s für die letzten hundert Meter. FL220! Was man da oben fühlt, kann man nicht beschreiben. Einsam ist es und kalt. Aber wunderschön! (Foto im Anhang) Der Bezug zur Erde geht verloren. So langsam legt sich eine dünne Eisschicht von innen über die Haube. Der Blick auf die Uhr reißt mich zurück in die Realität, noch eine gute Stunde bis Sonnenuntergang. Beim Abstieg rechne ich kurz nach: 6700m absolute Höhe minus 1550m Ausklinkhöhe... das könnte gereicht haben, ein wahnsinniges Glücksgefühl überkommt mich! Viel zu schnell geht der Tag zur Neige, gern wäre ich noch etwas obengeblieben. Die Kameraden warnen im Funk vor der Zunahme der Turbulenz unterhalb der Wolken. Die Landung erfordert nochmal alle Konzentration. Wellenfliegen. Mittags hat keiner mehr viel auf den Tag gegeben. Der Thüringer Wald hat uns eines Besseren belehrt.... An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an Udo Segel vom SFCE, der den Tag für uns Wellensegler geopfert hat. Schade Hans, daß Du nicht geflogen bist. Aber vielen Dank für Deine Unterstützung am Boden. Weiterhin geht mein ganz besonderer Dank an die Deutsche Flugsicherung für die Einrichtung der Wellenflugräume und die Erteilung der Freigaben bis ganz oben, wenn es möglich ist!
Wellenfliegen ist schön.
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Foto1: Foehnluecke Crawinkel.jpg
Foto2: Wellenwolke.jpg
Foto3: Wolkenwelle.jpg
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