Flugberichte Herbert Horbrügger / Christof Maul
Bericht Herbert Horbrügger
Die Prognose zeigte am Morgen im DWD SkyView noch Regen, Topmeteo aber auflockernde Wolken im Tagesgang, auch das Fußgängerwetter zeigte keine Bewässerung, daher die Entscheidung zu fahren. Habe mich dann mit Christof Maul um 11:00 in Aschersleben getroffen. F-Schlepp hinter Motorsegler , keine markanten Steiggebiete zum Ausklinken. Am Himmel etwas zerfallene Lentis (siehe Foto).
Daher ein hoher F-Schlepp und eher frustriertes Ausklinken. Suche nach Wellenaufwind im Segelflug. In 2000m dann Mikrosteigen so etwa 0,2-0,3m/s, Hauptsache die Höhe halten und Zeit gewinnen. Dann vorsichtiger Vorflug in Richtung Brocken, der durch den Warmfrontdurchzug mit aufliegenden Wolken und Schauern bedeckt war. Die Lentibasis sank dort im Harzlee auf ca 1500m ab. Weiter im Süden war es möglich vorsichtig vor der Frontbewölkung die Höhe zu halten. Erstaunlicherweise hat die Welle weiter funktioniert, aus den Lentis hat es dann in ca. 2600m geschneit !!
Durch die zunehmende Feuchttigkeit begann die Haube zu beschlagen, mit offener Lüfttung wars aber kein Problem. Dann Abzug der Front nach Osten und Aufbau einer schönen Wellenoptik. Steigwerte ca 0,5m/s, isoliert im Brockenlee auf engem Raum bis über 2m/s. Das Wellenfenster konnte leider nicht geöffnet werden. Die Lentibasis schätze ich lag bei ca 4000m. Dann in 2500-3000m MSL lange Gleitfüge auf den tragenden Linien entlang des gesamten Harzes mit toller Optik.
Abends um 17:00 auf dem Rückflug vom NW Harz gab es noch gute Steigwerte in 1200m nahe Aschersleben. Dort hätte man wahrscheinlich auch von unten heraus einsteigen können. Die Lentis (Welle) standen noch bis zur Dunkelheit.
Insgesamt ein sehr interessanter Tag der gezeigt hat ,dass das Wellensystem auch bei Frontendurchzug noch intakt bleibt. Die DWD Vorhersage hat gut gestimmt, dass trotz Regen die Welle nicht zusammenbricht hat uns dann doch sehr gefreut! Die Ascherlebener haben wie immer unkompliziert die spontane Wellenaktion unterstützt!
Anbei ein paar Impressionen, ..die Flüge sind im OLC.
Beste Grüße und eine schöne Vorfreude auf die nächsten Wellenflüge
Herbert
Bericht Christof Maul
Der Anfang war genauso wie bei Herbert beschrieben, allerdings musste ich, eine halbe Stunde nach Herbert gestartet, die recht großflächigen Schauer eine Etage niedriger aussitzen, und bin immer in 2000 plus minus 200 m Hoehe bis Blankenburg nach Nordwesten vorgeflogen.
Durch das Fehlen jeder Rotorbewölkung war die Lokalisierung der Steiggebiete schwierig, und man konnte sich eigentlich nur am Abstand zur Harzkante orientieren und an der Lenticularis-Wolke ein Stockwerk höher. Eine "Kante" ist am Ostharz aber auch nicht gut ausgeprägt, so dass man hinsichtlich des richtigen Abstands zum Berg etwas im Dunkeln tappte.
In Blankenburg in unverändert 2000 m Hoehe angekommen dann mutiger Entschluss, nach Wernigerode weiter zu fliegen, um dort im Brockenlee mit hoffentlich mehr als 0.2 m/s Steigen an Herbert Anschluss zu gewinnen. Immerhin war dort die Andeutung einer Staubewölkung zu erkennen.
Anstatt den Umweg über die Ebene zu nehmen, habe ich die Direttissima gewählt und mich nach einer Zeitlang des Fliegens in -3 bis -4 m/s unversehens 1000 m niedriger wieder gefunden. Dann Flucht ins Flache mit beruhigend vielen großen, gut landbaren Feldern. Bei dem Versuch, sich vom Wind wenigstens nach Ballenstedt treiben zu lassen, auf halbem Weg zwischen Wernigerode und Halberstadt gutes laminares Steigen mit über +2 m/s gefunden. Einstiegshöhe dort 1000 m NN, alles noch laminar. Das Steiggebiet war ziemlich genau an der gleichen Stelle wie am Sonntag zuvor, obwohl der Wind jetzt 30 Grad weiter auf West stand. Dort die größte Höhe erreicht mit 2800 m und neuem Versuch, gegen den Brocken vorzufliegen, um die vermeintliche Primärwelle zu finden. Das Ergebnis wie zuvor mit erneuter Rettung an der gleichen Stelle. Etwa zwei Kilometer westlich von meinem Umkehrpunkt hatte Herbert bei Ilsenburg gutes Steigen, was ich aber erst beim Vergleich der IGC-Dateien am Abend gesehen habe. Der Auslöser für diese Ilsenburg-Welle ist mir unklar, der Brocken selbst steht dafür eigentlich schon zu weit im Osten, besonders bei dem westlichen Wind. Der Rest war demütiges Zurückfliegen in vermindertem Sinken entlang der Harzkante. Herberts Rückweg verlief etwa 2 bis 3 km weiter in der Ebene, wo er, wie beschrieben, noch echtes Steigen gefunden hat. Alles in allem war ich wieder einmal viel zu lange zu nah am Berg.
Der Wind kam aus 260 Grad mit ca. 60 km/h, war also nicht allzu stark und hatte eigentlich zuviel Westkomponente. Das gute Steiggebiet zwischen Wernigerode und Halberstadt war ziemlich genau 20 km vom Brocken in Windrichtung entfernt. Nach der Faustformel von Robert Prat (der, wie auch Klaus Ohlmann, am gleichen Tag 1200 km in der gleichen Südwestströmung auf der Pyrenäen-Nordseite geflogen ist!) sollte der Abstand der Primärwelle zum Hindernis in km bei typischen Stabilitätswerten der Atmosphäre etwa ein Zehntel der Windgeschwindigkeit in km/h betragen. Das wären aber nur etwa 6 km. Die 20 km Abstand würden dann recht gut zur Sekundärwelle passen, aber weder Herbert, der das auch versucht hat, noch ich haben eine Primärwelle gefunden, wo sie der Theorie nach hätte sein sollen. Ein Wellentag, der für mich mehr Rätsel aufgegeben als gelöst hat.
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