Harz und Raum bis südlich Hildesheim/SW (Südwest)
- Name
- Pilot Jens Rickmer Bothe + Co. Patrick Wenzek, Bericht Rickmer Bothe
- Datum
- 29.09.2012
- Windrichtung
- SW (Südwest)
- Ort des Wellensteiggebietes
- Harz und Raum bis südlich Hildesheim
- Auslöser
- Brocken und andere
- Erreichte Höhe
- 4650 m QNH
- Zeit-Bezugssystem
- UTC
- Höhen-Bezugssystem
- QNH
- Weitere Daten
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Verein: Flugzeugtyp: EB 28 ed ------------------- Startort: Goslar Bollrich Startzeit: 06:22 UTC Landeort: Goslar Landezeit: 11:57 UTC ------------------- Bodenwindrichtung: ca. 230° Bodenwindstärke: ca. 15 bis 25 km/h ------------------- Einstieg in die Welle/n: Brockenwelle/ Harzwelle / Welle südlich Hildesheimer Börde Für jedes Wellensystem: Einstieg(e) aus: Eigenstart Einstieg(e) in Höhe: 2200 m Angetroffene Steigwerte: siehe Anlage wavemeterprotokoll Erreichte Höhe(n): max 4650 m sonst siehe - " - Ausdehnung des Steiggebietes: siehe Bericht Strecke OLC 167 km ------------------- Höhenwindrichtung(en): Brocken 5:00 UTC 55 -65 km/h 230° im Flug mit Frontdurchgang bis FL 150 mit ca. 50 - 60km/h auf 250° drehend Temperaturangaben: Boden Start +12°C Flug bis -11°C weiters siehe Anlage Protokoll wavemeter
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Alle Flugteile im kontrollierten Luftraum wurden mit der Freigabe und freundlichen
Unterstützung der Mitarbeiter von Bremen Radar durchgeführt! Vielen Dank nach Bremen.
Mühsame Aufstiege und eine „eigenartige“ Front
Beinah die ganze Woche gab es Wellen über und am Harz. Die zuversichtliche Vorhersage für Samstag den 29.9. versprach dann die Möglichkeit für einen ersten Versuch, in diesem Herbst wieder in die Welle einzusteigen.Es sollte vor allem früh gehen und ab Mittag etwa sollte eine Front die Entwicklung von Westen her stören.
Die Vorhersagen von RASP zeigten eine ausgeprägte Brockenwelle (Abb. RASP 1) bis über 6000 MSL und ab 3000 MSL eine vielversprechende Linie vom Deister bis weit östlich am Harz entlang (Abb. RASP 2 + 3).
Am Freitag war die BA schon weitgehend vorbereitet, so dass nichts gegen einen frühen Start am Samstag sprach. Unser Copilot Patrick hatte sich schon pünktlich auf den Weg gemacht und war Bereits um 04:20 UTC auf dem Platz.
Kurz vor Sonnenaufgang (Abb.1)war die Wolkenoptik Richtung Brocken aber ehr schwach ausgebildet und der Bodenwind sprach für einen Windenstart, denn gelegentlich frischte der SW auch am Boden auf. Der Brocken meldete um 04:00 UTC und auch danach mit ca. 60 km/h aus 220° und Nebel(also Staubewölkung), zumindest für die Brockenwelle gute Voraussetzungen.
Wir stiegen nach dem Start mit Motor auf 2200 MSL um möglichst zügig den Aufstieg zu beginnen. Eine Inversion war optisch nicht erkennbar und nach „Wavemeter-Protokoll“ offensichtlich deutlich über 2200 MSL nur leicht ausgeprägt.
Leider brachte weder die 1. noch die 2. Schwingung des Brockens das gewünschte Steigen. Einen weiteren Versuch machten wir dann etwas östlich von Wernigerode. Das brachte uns, wenn auch mit schwachen Steigwerten, bis fast auf 3000 MSL. Wegen fehlender Optik versuchten wir es mit noch mal 20 km nach Osten, jedoch ohne das gwünschte Ergebnis.
Zurück, östlich Wernigerode, begannen wir aus 1850 an erneut den Aufstieg mit Steigwerten meistens unter 1m/s. Es zeigten sich jetzt auch zeitweise einige Konturen von Lentis(Abb.2), dabei nahm die Bewölkung aus Cu südwestlich unter uns langsam zu. An einigen Stellen bildeten sich auch knapp über den Cu-Tops einige Lentis. Diese Welle brachte uns um 09:35 UTC bis auf ca. 3700 MSL, dann war kein Steigen mehr vorhanden.
Da wir hier in der 2. Schwingung nördlich der Harzkante waren, versuchten wir nach SW vorfliegend, die Primärwelle zu finden. Nach etwa 9 km Strecke und dabei nur etwa 350m Höhenverlust fanden wir die vor gelagerte Schwingung auch und flogen in nur unwesentlich andere Aufstiegsbedingungen wie zuvor ein.
Bremen Radar hatte uns zunächst bis FL 130 und später FL 150 eine Höhenfreigabe erteilt.
Oberhalb etwa 4200 MSL ging das Steigen auch hier langsam zurück. Um etwa 10:30 UTC war das Steigen dann etwas über 4500 MSL praktisch bei Null. Die Bewölkung unter uns hatte südwestlich von uns weiter zugenommen, dabei waren diverse Lentis weit unter uns, aber über der Cu-Bewölkung zu sehen(Abb.3).
Nach Rücksprache mit Bremen flogen wir in WNW-Richtung zunächst über der Nordkante des Harzes ab und konnten dabei eine schwach bis mäßig tragende Linie bis zum westlichen Ende des Harzes finden.
Etwas später, fast genau über dem Flpl. Bad Salzdethfurt fanden wir noch mal schwaches Steigen und konnten etwa 200 m auf ca. 3250MSL steigen. Während des letzten Flugteils hatte die Bewölkung unter uns noch mal zugenommen, so dass wir uns zum kurzfristigen Abstieg unter die Cu-Bewölkung, vorbei am Flugplatz Schäferstuhl zum Rückflug nach Goslar entschlossen.
Unterhalb der nun vorhandenen Bewölkung, mit einzelnen eingelagerten Regenbereichen, erreichten wir Goslar. Thermisch war die Luftmasse dabei kaum aktiv, es gab nur einzelne mittlere Turbulenzen.
Die Wellenlage war unten zu diesem Zeitpunkt praktisch völlig zusammengebrochen, nur sehr weit östlich am Harz konnte man eine evtl. Föhnlücke noch erahnen.
Zusammenfassung:
Leider waren die angesagten Schwingungen nur etwas schwächer anzutreffen und mehrfach praktisch nicht ausfliegbar. Auch die angesagten Höhen waren nicht immer zu erreichen. Erstaunlich, das die Front ohne jede hohe Bewölkung (Cirren o.ä.), also praktisch nur unter etwa 2500 MSL sichtbar wurde.
Die mit dem Einzug der Front vorhergesagte Winddrehung/Änderung war ebenfalls bis zum Ende des Fluges, entgegen der Voraussage, deutlich schwächer ausgeprägt.
Bei Bremen Radar möchten wir uns für die völlig nach unseren Wünschen mögliche Flugwegwahl im kontrollierten Bereich ganz herzlich bedanken!
Jens + Rickmer Bothe
Goslar/Vienenburg 30.9.12
Persönliche Anmerkung:
Obwohl der Flug weder in der Streckenlänge noch in der Höhe besondere Ergebnisse hatte, habe ich mich für den etwas ausführlicheren Bericht entschieden. Dieser Flug zeigt nach meiner Ansicht exemplarisch, dass trotz der häufig recht zuverlässigen Vorhersagen offensichtlich schon kleine meteorologische Abweichungen die fliegerisch nutzbaren Möglichkeiten stark einschränken.
Rickmer Bothe
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